Alter Weißwein?

Weißwein soll, muss jung getrunken werden! So scheint der größte Teil der Menschheit zu denken. Für einfache Konsumweine aus dem Supermarkt (wo es aber längst auch gehobene Qualitäten gibt) trifft das auch sicher zu. Für Prädikatsweine aus Deutschland, vor allem Rieslinge, darf man aber getrost umdenken: Sowohl trockene Spätlesen aus guten Lagen – heute von den VDP-Weingütern oft als Großes Gewächs bezeichnet –, besonders aber edelsüße Auslesen und Beerenauslesen, Eisweine und Trockenbeerenauslesen können Jahre, Jahrzehnte brauchen, bis sie ihren Höhepunkt erreicht haben. Bei den besonders leichten Kabinettweinen ist das nicht immer der Fall. Hier war es aber so: Der 2000er Silvaner Kabinett vom Iphöfer Weingut Wirsching aus der Spitzenlage Julius-Echter-Berg war auch 15 Jahre nach der Lese ein großartiger Wein: Trotz der reifen, fast oxidativen Farbe sehr lebendig, mit frischer Säure, einem ganzen Strauß exotischen Fruchtnoten und gradlinig-erdig wirkendem Nachhall. Kein Gedicht, sondern geradezu ein Epos zum gedämpften Blumenkohl mit einer Thai-Kräuter-Vinaigrette…

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2 Antworten zu “Alter Weißwein?”

    • Martina und Moritz

      Nun ja – man muss halt warten können! Was eine Gesellschaft, die immer jung sein will, nicht gut kann. Und wenn man’s nicht übt, um die Differenziertheit und Subtilität der Reife schätzen zu lernen, schmeckt’s einem auch nicht…

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