Am 13. Juli 2015
Töttchen ist eine Spezialität aus dem Münsterland, ein feines Ragout aus verschiedenen Teilen vom Kalb, ganz ähnlich dem berühmten Ragout fin aus Frankreich: Kalbskopf, Zunge und Hirn, außerdem Kalbsbries und Kalbfleisch, auch die Lunge und das Herz gehören eigentlich hinein. Gekocht, gewürfelt und in einer hellen Sauce angerichtet, die mit scharfem Senf gewürzt ist.
Das Rezept finden Sie auch in unserem Kochbuch „Lieblingsgerichte und Küchenschätze“
Erhältlich unter: http://martinaundmoritz.de/produkt/lieblingsgerichte-und-kuechenschaetze/
Hallo, Martina und Moritz! Es gab ja die Frage ,woher der Name “TÖTTCHEN” kommt. Es wurde ja in diesem Gericht u.a. das Fleisch eines Kalbskopfes verwendet .Kühe und Kälber haben an der Stirn ein Haarbüschel.Toddeln oder Troddelln .In den 30er Jahren trugen viele Kinder die bekannte “Glatze mit Vorgarten ” ,die auch wieder diesem Haarbüschel beim Kalb ähnelten. Es gibt einen alten plattdeutschen Kinderreim, in dem sogar das Wort “TÖTTCHEN ” in diesem Zusammenhang vorkommt : Kinnewippken (man tippt mit dem Finger auf das Kinn)
otte Munnefläutken ( man tippt auf den Mund)
Niesepippken ( tippen auf die Nase)
Augetrainken ( tippen auf die Augen)
Busebeinken (tippen auf die Stirn)
Dann,als Überraschungseffekt ,packt man den vorderen Haarschopf des Kindes ,zieht den Kopf des Kindes leicht nach vorne und sagt : Komm,Töttchen, wis mit nach Bielefeld ?
Meine Oma hat es noch mit uns Kindern gespielt und meine beiden Söhne fanden es als Babys auch sehr lustig. Ich selbst habe es bis heute nicht vergessen,vielleicht,weil die Worte sich einfach so süß anhören. Ich hoffe,ich könnte die Herkunft des Wortes etwas erhellen und hoffe ,Ihr habt ein Baby oder Kleinkind in Eurem Umfeld an dem ihr die aufheiternde Wirkung des Reimes selbst erproben könnt.
MIT den freundlichsten Grüßen Eure Ursula Korinth
Liebe Ursula,
Das ist ja eine noch nie gehörte und interessante Geschichte – aber eigentlich wirft sie eher neue Fragen auf: Kommt nun der Name des Gerichts vom Kalbskopf (oder dem Harbüschel) und wie leitet er sich dann wovon ab ab? Ws wäre hier der etymologische Hintergrund? Oder erinnert man sich zur Illustration und des witzigen Wortes wegen an das Kalbskopf-Gericht? Mal sehen, vielleicht gibt’s hierzu noch von Anderen eine Äußerung.
Vielen Dank und freundliche Grüße, Ma&Mo
Ich hatte gelesen ,daß der Ursprung des niederdeutschen Wortes” Toddel” ist, was sich später durch die Lautverschiebung zu” Zottel ” entwickelte.Ich denke,daß man das Gericht “Töttchen ” nannte, um auf die Zutat “Kalbskopf “zu verweisen.Es ist ein spezieller münsterländischen Ausdruck für “Kopf”.So ist z. B. auch der Ausspruch : “Es gibt gleich was aufs Töttchen”,bekannt.Auf jeden Fall besteht ein Zusammenhang dieses Ausdrucks für “Kopf” mit dem Gericht.Sicher findet man weitere Hinweise in dieser Richtung bei unserem Heimatdichter Augustin Wibbelt.Liebe Grüße von Ursula
Hallo liebe Martina, lieber Moritz,
Erst mal vielen herzlichen Dank für Eure wunderbaren Küchengeschichten, wir sind Geschwister im Geiste!
Zu “Töttchen” fiel mir noch ein – ich beschäftige mich viel mit Sprachen – dass eventuell auch das französische “tout” eine Spur sein könnte, da ja alles Köstliche vom Kalb in den Topf kommt.
Vielen Dank für Eure tollen Sendungen!
Liebe Grüße, saluti aus unserer Wahlheimat Apulien
Tini Weidner