Am 3. April 2018
Nach unserer Jubiläums-Sendung am Samstag, den 24. März 2018 im WDR haben wir einige Fragen zu den begleitenden Weinen bekommen. Wir haben ja eine Reise durch ganz Europa gemacht:
Zur Begrüßung: Gurkentaler mit Frischkäse und Forellen-Kaviar, dazu ein Gläschen Weißwein aus der Rebsorte Verdejo aus dem Gebiet Rueda/Spanien: 2016 „El Transistor“ aus dem Hause Telmo Rodriguez – herzhaft, voll und frisch, ausgewogen in fruchtigen, vegetabilen und mineralischen Komponenten, abgerundet mit cremig-eleganter Säure.
Bunter Salat von Calamaretti: Eine hübsche Vorspeise, bunt, knackig und frisch macht nicht viel Arbeit, schmeckt nach Ferien und sieht bildschön aus. Dazu gibt‘s den 2014 „Stefano Antonucci“ vom Weingut Santa Barbara, Verdicchio dei Castelli di Jesi Classisco Superiore (aus der an der Adria gelegenen Provinz Marken): ein dichter Wein, ausgewogen in Frucht und Mineralik, mit verhaltener, aber für italienische Verhältnisse prägnanter, frischer Säure.
Spaghetti mit Bottarga, getrockneten Kirschtomaten und Rapa: Bottarga, der gesalzene und getrocknete Thunfischrogen aus Westsizilien ist eine sehr rare (teure) Delikatesse. Leichter zu haben ist der getrocknete Rogen von der Meeräsche, meist aus Sardinien. Für die Spaghettisauce ist der auch durchaus prima zu gebrauchen. Die feinere Thunfisch-Bottarga isst man lieber in hauchdünnen Scheiben (Aufschnittmaschine!) mit Zitrone und Olivenöl pur oder legt ein paar davon auf das fertige Gericht. Für die Sauce verwendet man Abschnitte oder ein letztes, vielleicht angetrocknetes Stück.
Dazu trinken wir einen Weißwein aus Griechenland, ein Assyrtiko von der Insel Santorini, von mehr als 100 Jahre alten Rebstöcken des Weinguts Sigalas. Und zur Qualitätsverbesserung nachts geerntet (Nychteri), weil die Trauben dann nicht wie in der Hitze des Tages bereits vor dem Pressen anfangen können zu gären. Dadurch entstehen weniger hitzige Noten, die Aromatik bleibt klar und rein erhalten: kräftig, trocken und trotzdem voll, rund und mit langem Honig-Nachhall im Mund. Zu der salzigen Wucht der Bottarga ein komplementärer, absolut gleichwertiger Partner. Griechenland kann großartige Weine erzeugen, die neu zu entdecken es sich wirklich lohnt!
Kalbsleber aus dem Wok: Natürlich sind gebratene Leberschnitten, zum Beispiel Berliner Art, also mit Äpfeln und Zwiebeln ein herrliches Essen, ein Klassiker! In jedem Fall darf man die zarte Leber nicht zu lange mit Hitze in Kontakt bringen, sonst wird sie hart und trocken. Wir bereiten sie hier auf chinesische Art im Wok zu, wo sie nur extrem kurz, aber sehr heiß unter stetem Rühren und Umherschaufeln gebraten wird. Mit Jasminreis aus Thailand.
Dazu probieren wir gleichzeitig zweierlei Weine Das machen wir gerne mit Gästen): Einen 2012 Pinot Noir (Spätburgunder) „R“ von Ruedi Baumann aus dem Kanton Schaffhausen. In der Nordschweiz hat man diese Rebsorte in den letzten Jahren neu entdeckt und erzeugt daraus bemerkenswerte Qualitäten. Dieser wurde im kleinen Holzfass ausgebaut, dessen Aromen perfekt mit der vielschichtigen Frucht und der Tiefe des Rebensaftes vereint sind, mit feinen Tanninen und viel Schmelz.
Und einen alten Riesling aus der Pfalz, „Ruppertsberger Hoheburg“ von Bürklin-Wolf. Eine Flasche aus dem Jahr 1999, also extrem lange gereift, ein Spitzenjahrgang von einem Spitzenweingut mit Auslesecharakter, sonst wäre er längst hinüber – freilich nicht restsüß, sondern trocken im großen Holzfass ausgebaut. Die hochreif gelesenen Beeren zeigen sich umgewandelt in Kraft und Rückgrat mit feinsten, teils mediterran-zitronigen, teils asiatisch-tropischen Fruchtnoten.
Beide Weine begleiten das Gericht hervorragend.– es ist nur eine Geschmacksfrage, ob man weiß oder rot vorzieht.
Gebratene Kalbsleberschnitten auf asienduftendem Kartoffelsalat: Damit verbinden wir Moritz Lieblingsgericht mit Martinas Leidenschaft, den Küchen Asiens. Und wir stellen fest: es passt glänzend zusammen!
Auch hierzu begleiten wieder zwei Weine: Ein 2005 Spätburgunder „R“ vom Kaiserstuhl, von Reinhold und Cornelia Schneider, dessen Rebstöcke auf vulkanischem Boden stehen, voll ausgereift, aber nicht überreif gelesen, mit Frucht und Tiefe, Düften nach Tabak, Rauch, Schokolade, Waldbeeren. Tiefgründig und ausgewogen zwischen kühlen und warmen Noten.
Und einen Grünen Veltliner aus dem Kremstal, nämlich den „Senftenberger Piri – Privat“ 1998 vom Weingut Martin Nigl, gewachsen auf Urgestein (wie auch die Weine der Wachau). Ein üppiger, dichter, höchst mineralischer Tropfen, der den Mund füllt mit vielschichtig-fruchtigen Aromen, unter denen Birne, Melone, Ananas und Physalis herauszuschmecken sind.
Lang anhaltend und mit wuchtigem Abgang spielt der Veltliner geradezu mit den asiatischen Aromen des Kartoffelsalats und dem intensiven Geschmack der rosa gebratenen Leber – perfekte Harmonie! Dem gegenüber bleibt der Spätburgunder eher eigenständig und erschafft zusammen mit den Gerichten zusätzliche Geschmackseindrücke. Zwei höchst unterschiedliche, aber beides spannende Arten einer Weinbegleitung…
Crêpes Suzette: Ein geradezu legendäres Dessert, leider ein bisschen aus der Mode gekommen – übrigens auch, weil mitunter ziemlich verhunzt worden. Deshalb wollen wir ihm hier wieder zum verdienten Neu-Auftritt verhelfen. Zunächst muss man hauchdünne, zarte Pfannkuchen backen – das kann schon eine Weile vorher geschehen. Das Dessert ist dann schnell fertig gestellt.
Weil wir Geburtstag feiern, gibt’s Champagne, der die drei klassischen Burgunder-Rebsorten Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay perfekt vereint! Wir haben den „Carte d’Or“ von Drappier ausgewählt, einem Haus von der Côte des Bar, also ganz aus dem Süden der Champagne, fast schon in Burgund. Es ist dort etwas rauer als im tiefer gelegenen und mehr vom Atlantik beeinflussten Norden der bekannteren Regionen um Reims und Epernay, aber in der letzten Zeit erreichen die Grundweine von dort, auch wegen der Klimaveränderung, immer bessere Bewertungen bei Vergleichsproben.
PS: Natürlich haben wir die vielen Flaschen nicht ausgetrunken – es blieb genug für die gesamte Crew, um noch prächtig anstoßen zu können! Auf dem Bild fehlen zwei Flaschen – es waren leider jeweils die letzten ihrer Art. Und sie landeten sofort nach der Sendung im Flaschen-Container.